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Kleine Stollen am Nonnenstein

~Aktualisiert am 26.02.2012~

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Kohlefunde in den jurassischen Schichten des Wiehengebirges gaben einst Anlaß zu untertätigen bergbaulichen Aktivitäten , so auch am Nonnenstein

 

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er Nonnenstein befindet sich nördlich des Ortes Rödinghausen. Eine eindeutige Definition, welche geographischen Ausmaße die "Nonnenstein" genannte Flur abdeckt, besteht nicht. Im heutigen Sprachgebrauch wird mit "Nonnenstein" sowohl die Erhebung nördlich von Rödinghausen als auch der Aussichtsturm bezeichnet, welcher sich dort auf der Bergkuppe befindet.

Aussichtsturm auf dem Nonnenstein

In beiden Fällen bescheibt die Ortsbezeichnung ein relativ kleines Areal. In der Vergangenheit indes wurde von manchem Autor geologischer Literatur der komplette Teilbereich des Wiehens "Nonnenstein" genannt, welcher sich von der Neuen Mühle bis zu den beiden Kellenbergen erstreckt. Die Bezeichnung "Nonnenstein" bedarf beim Auswerten älterer Schriften also einer großzügigeren Betrachtung, als es das heutige Verständnis zulässt. Desungeachtet wurden die "kleinen Stollen am Nonnenstein" in der Literatur der jüngeren Vergangenheit namentlich unverändert übernommen, ein Umstand, welcher den geologisch Interessierten eine Orientierung und das Lokalisieren der Abbaue erschweren dürfte, wird man doch zuerst den Punkt ansteuern, der heute unter dem Namen "Nonnenstein" bekannt ist. Die kleinen Stollen fanden zwar in mehreren Arbeiten Erwähnung, die Aufschlüsse wurde jedoch leider nur en passant beschrieben. Gleichzeitig wird deutlich, daß die Autoren dieser Schriften bereits unterschiedlicher Auffassung waren, was die Grenzen des Nonnensteins betraf.

Kartensegment einer frühen geolog. Arbeit mit missverständlich breiter

Bezeichnung des Nonnensteins

 

Die Le Coqsche Karte a. d. J. 1805: Der Nonnenstein

als Teil des Rödinghauser Berges, hier jeweils markiert

 

Die "Special Charte" a. d. J. 1817 mit dem

durch die beiden Taleinschnitte definierten Rödinghauser Berg

Sollte einer der Urheber der geologischen Arbeiten davon ausgegangen sein, daß der "Nonnenstein" synonym zum "Rödinghauser Berg" zu verstehen ist, könnte das vielleicht eine Erklärung für die uneinheitlichen Bezeichnungen sein. Alle diese geologischen Arbeiten nehmen Bezug auf ältere Arbeiten, deren Entstehung nicht immer nachzuvollziehen ist. Es gibt in den Dossiers reichlich Quellen- u. Zitatnachweise, leider wird jedoch nicht immer deutlich, welche Inhalte kraft eigener Untersuchungen erarbeitet wurden. Eine rekursive Aufarbeitung der Literatur wurde neben der schon beschriebenen Ungenauigkeit der Ortsbezeichnung auch dadurch erschwert, daß es unterschiedliche Sichtweisen hinsichtlich der stratigraphischen Einordnung einzelner Horizonte gab. So wurden die Aufschlüsse zwar benannt, aber vielleicht einem falschen Horizont zugeordnet. Auch heute noch ist das exakte Zuordnen z. T. nicht ganz einfach, die davon betroffenen Schichten gehören den Heersumer Schichten und dem Wiehengebirgsquarzit an, bei letzterem sind die hier vorgestellten Kohlevorkommen zu verorten.

Wie der Nonnenstein zu Kohle kam

Daß am Nonnenstein Kohle abgebaut wurde, überrascht etwas, ist Kohle doch anderenorts in den jurassischen Schichten sehr selten anzutreffen. Kohlevorkommen im gleichen Horizont sind bislang z. B. aus Schottland bekannt. Bei der Kohle am Nonnenstein handelt es sich um eine alochthone Kohle; einer Kohle also, deren organisches Ausgangsmaterial nicht da entstand, wo es sich zur Kohle gebildet hat und als solche nun zu finden ist.

Auch heute noch zu finden:

Kohle am Nonnenstein

Mit anderen Worten: Das Ausgangsmaterial der Kohle bestand aus angeschwemmtem Getreibsel, es ist "Strandgut", welches sich in den Prielen und Vertiefungen einer jurassischen Strandlinie abgelagert hat, dort im Laufe der Jahrtausende mit weiteren jurassischen Sedimenten verschlossen und dann zur Kohle wurde. Bei der Inkohlung spielte der Bramscher Intrusiv eine Rolle, der durch Hitzeeinwirkung eine Inkohlung hervorrief. Diese Inkohlungsanomalien können bis weit in den Jura des Lübbecker Raums hinein beobachtet werden. Klüpfel bestätigte 1931 das massenhafte Auftreten von Pflanzenresten im Wiehenquarzit auch ausserhalb des Nonnensteins. Er erwähnt sehr häufig auftretende Pflanzenreste vom kohligen Mulm bis zur Glanzkohle, vom Pflanzenhäcksel bis zu großen Stammstücken. Eine Überlagerung der Kausalzusammenhänge mit einem postulierten Vlothoer Massiv ist nicht auszuschliessen. (Die Massive u. Intrusive werden beizeiten im Bereich "Geologie" erörtert werden. Vorweg sei gesagt, daß es sich bei diesen geologischen Besonderheiten um "Vulkane" handelt, die aber nie ausbrachen, durch ihre Platznahme und Hitzebildung jedoch einen wesentlichen Einfluß auf die Genese einiger heimischer Bodenschätze hatten.) Des entstehungsgeschichtlichen Hintergrundes wegen konnte sich nicht besonders viel organisches Material ablagern, entsprechend klein sind die Kohlenflöze am Nonnenstein; man kann hier eher von Flözchen oder Kohlenschmitzen sprechen,

Einer der vielen Schurfe am Nonnenstein

welche einen Abbau erst mal nicht lohnenswert erscheinen lassen. Daß es trotzdem zu einem Abbau kam, kann eigentlich nur mit einem großen Mangel an Brennmaterial erklärt werden, der aber auch historisch mehrfach belegt ist. Zu diesem Bergbau gibt es fast keine Daten, weder zu welcher Zeit der Abbau stattfand (an dieser Stelle sei eine Mutmaßung erlaubt: Irgendwann Mitte/Ende des vorletzten Jahrhunderts) noch eine Betriebsdauer oder ein Grubenname ist überliefert, es kann auch sein, daß es sich um einen "wilden Bergbau" gehandelt hat. Die verzeichneten Grubenfeldverleihungen bezogen sich auf Eisenstein und Bleiglanz, auf Kohle hingegen nicht. Die jüngste überlieferte Befahrung eines der Stollen datiert aus dem Jahre 1905, Hintergrund war die Beschaffung von Informationen zur Anfertigung einer naturwissenschaftlichen Dissertation.

Der geologische Bau des Nonnensteins

Nonnenstein, Gehnmulde u. Limbergsattel (Egge)

Der geologische Bau des Nonnensteins, der Gehnmulde und der Preussisch Oldendorfer Egge, einer sog. antiklinalen Struktur. Die Schichten an der Nordflanke des Limbergsattels fallen von Süden nach Norden ein. Die Schichten vom Kamm und der Nordflanke des Nonnensteins finden sich an der Südflanke des Limbersattels wieder, was für Abbaue auf der Oldendorfer Egge im gleichen Horizont wie dem des Nonnensteins sprechen könnte. Grafik zitiert aus einer Lohmannschen Aufnahme a. d. J. 1909. Photo: NASA World Wind / NASA Terrain Profiler / Microsoft Virtual Earth Layer/ ScanSat 3D

 

 

Ein tradierter Irrtum oder ein weiteres unbekanntes Bergwerk?

Einige Kilometer weiter nördlich soll es in der Pr. Oldendorfer Egge einen weiteren Abbau im gleichen Horizont gegeben haben. Sogar die Kohle, so heisst es, gliche der des Nonnensteins - es seien organische Spuren nachweisbar gewesen. Da bei dem in Pr. Oldendorf abgebauten kohleählichen Material, dem Impsonit, kein Zellennachweis erbracht werden konnte, wird keine Verwechslung mit diesen hinlänglich bekannten Pr. Oldendorfer Abbauen vorgelegen haben, zumal die Erwähnung des Kohlestollen auf der Oldendorfer Egge von Grupe, Dienemann und Haack (1929) stammt, Geologen also, denen die Unterschiede bekannt waren. Leider konnte noch nicht eruiert werden, ob die drei Geologen diesen unbekannten Abbau selber befuhren oder Informationen darüber aus anderen Schriften übernommen haben. Die erwähnten bekannten Pr. Oldendorfer Abbaue lagen stratigraphisch und geographisch tiefer als am Nonnenstein. Eine schlüssige Erklärung kann derzeit leider nicht gegeben werden. Es könnte sich um einen noch unbekannten Bergbau handeln (evtl. der "Berger Erbstollen?"), eine andere Möglichkeit wäre eine Verwechslung bzw. Gleichsetzung des Kohle- u. Impsonitabbaues seitens eines frühen Schreibers ; eine Ungenauigkeit, welche von späteren Autoren u. U. übernommen worden ein könnte, Die anderen Pr. Oldendorfer "Pseudo-Kohle"-Abbaue haben einen völlig anderen Hintergrund und sind mit den richtigen Kohlevorkommen am Nonnenstein nicht zu vergleichen.

 

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